Digitalisierung und Schule – Personalisierung als Erfolgsrezept

Macs auf Schreibtisch Klassenzimmer
Quelle: pixabay

Handyverbot im Unterricht oder her mit dem digitalen Klassenraum. Kaum ein Thema ist so umstritten wie Digitalisierung und Schule. Das zeigt nicht zuletzt der Hickhack um den »Digitalpakt«. Ganz davon abgesehen, dass die Summe, die im Koalitionsvertrag veranschlagt ist – 5 Milliarden Euro über fünf Jahre – bei Weitem nicht ausreichen wird, um alle Schulen und Lehrer! in ganz Deutschland endlich fit für die digitale Transformation zu machen.

Doch falsche Rechnungen sind bei Weitem nicht das einzige Problem, vor dem wir stehen, geht es um die (digitale) Zukunft unserer Bildungseinrichtungen. Bevor es jedoch zu politisch wird, lasst uns doch heute den Versuch wagen, eine ganz bestimmte Erfolgszutat, die wir aus dem Digital Business kennen, auf die Zukunftsvision »Bessere Schulen dank Digitalisierung« zu übertragen: Personalisierung.

Digitale Medien als Chance für besseres Lernen

Nicht nur im E-Commerce hat Personalisierung oberste Priorität. Geht es um die Verbesserung des Schulwesens, sollte man zweifellos auch an diesem Punkt ansetzen. Das zeigt auch die Studie: »Personalisiertes Lernen mit digitalen Medien«, die von einem internationalen Forscherteam im Auftrag der Robert Bosch Stiftung erstellt wurde.

Gemeinsam mit der Heidehof Stiftung, der Deutschen Schulakademie und in Kooperation mit der ZEIT hat die Robert Bosch Stiftung zudem Das Deutsche Schulportal ins Leben gerufen –

» eine Onlineplattform, für mehr gute Schulen, die erfolgreiche Konzepte aus der Schulpraxis vorstellt und aktuelle Informationen und Beiträge rund um Bildungspolitik und Wissenschaft bietet. «

In der erwähnten Studie geht das Forscherteam detailliert auf den Umfang personalisierten Lernens ein, bevor es internationale Use Cases präsentiert, mit Hilfe derer optimiertes Lernen und Unterrichten dank digitaler Medien bereits gelingt. Und auch hier finden wir Parallelen zum E-Commerce. Denn ob Kunde, Schüler oder Lehrer – es geht um Kommunikation und Interaktion, und daher um die beliebten W-Fragen: Wer? Wo? Wann? Was? Wie? Warum?

Laut der Studie bezieht sich Personalisierung für Schüler darauf,

  • warum etwas gelernt werden soll (Lernziele),
  • wie etwas gelernt werden soll (Lernansatz),
  • was gelernt werden soll (Lerninhalte und Lernpfad),
  • wann etwas gelernt werden soll (Lerntempo),
  • wer etwas lernen soll (Lernender oder Lerngruppe),
  • wo etwas gelernt werden soll (Lernkontext)

Personalisierung als Schlüssel zum Erfolg

Natürlich ist die Nutzer-Analogie – Kunde und Schüler – nur begrenzt. Doch ebenso wie jeder Kunde unterschiedlich tickt und andere Vorstellungen und Vorlieben hat, brauchen auch Schüler personalisierte Inhalte und individuelle Zuwendung, um die Masse an Content, die sie im Laufe ihrer Schullaufbahn aufnehmen müssen, zu verstehen. So der Idealfall.

Und wie geht das? Personalseitig lässt sich dieser Anspruch mit Sicherheit wenig effektiv und nachhaltig umsetzen. Stichwort: Lehrermangel.
Mit dem Anspruch nach einer persönlichen Zuwendung zu einzelnen Schülern, individualisierten Lerninhalten oder gar Hausaufgabenformaten steigt die Nachfrage nach ausgebildeten Fachkräften erst Recht ins Unermessliche.

Doch unmöglich ist dieses Unterfangen dennoch nicht. Ziehen wir also erneut die Parallele zum E-Commerce. Schließlich gibt es auch hier keinen einzelnen Betreuer pro Kunde, um Personalisierung möglich zu machen.

Klar, gibt es Ansprechpartner, den Kundenservice oder -chat. Doch hinter all der Personalisierung, seien es passgenaue Inhalte, Marketingkampagnen, die individuell ausgespielt werden können oder ein Rundum-Service – um dem Kunden Mehrwerte zu bieten, braucht es digitale Schnittstellen und Systeme.

Ähnlich wie ein gutes CRM- und PIM-System hinter einem Onlineshop bräuchte es also auch für Schüler, Lehrer, Lehr- und Lernmaterialien sowie -inhalte eine funktionierende, integrierte Systemlandschaft.

Wie so oft ist die Theorie jedoch einfacher als die Praxis. Zu wenig Geld, zu wenig Bereitschaft, sich umzustellen, zu große bürokratische und politische Hürden. Zudem ist Bildung in Deutschland immer noch Ländersache. Und das ist auch ohne Digitalpakt schon eine Nummer für sich.

Vielversprechende Use Cases

Doch es mangelt nicht an Ideen und Konzepten, wie die Vielzahl an Tools und Systemen zeigt, die das Forscherteam der Studie »Personalisiertes Lernen mit digitalen Medien« unter die Lupe genommen hat.

Schulbuchbasierte Lernplattformen wie »Kapiert.de« bieten interaktive Übungen und Erklärvideos, die an den Inhalten der Schulbücher anknüpfen und diesen ergänzen.

Mit Google Classroom und IBM Watson Education Solutions versuchen natürlich auch die Großen des Digital Business, auf den Bildungszug aufzuspringen. Solch komplexe und groß angelegten Programme sind aber nicht nur datenschutzrechtlich ein schwieriges Unterfangen, sondern verlangt auch den Nutzern (hier in erster Linie den Lehrern) einiges an Wissensaufbau und vor allem Dranbleiben ab.

Mehr Selbstständigkeit beim Lernen soll dagegen der »Smart Learning Partner« fördern. Über das Prototyp-Programm aus Peking könne sich die Schüler, unter anderem, mit tausenden von Coaches und Tutoren verbinden – eine Art Dating App für Lernende und Lehrende also.

In Singapur definiert »Spectra Secondary School» Frontalunterricht neu. Im sogenannten »Flipped Classroom« sind die Schüler dank Vorab-Erklärvideos im Bestfall schon im Thema, bevor der eigentliche Unterricht beginnt. Dort bearbeiten sie dann die im Video vorgestellten Themen via Online-Aufgaben und Bewertungen durch den Lehrer ab.

Digitalkompetenz geht alle an

Die in der Studie untersuchten digitalen Möglichkeiten, personalisiertes Lernen zu verbessern, sind

» kein Wundermittel, aber ein vielversprechender Ansatz, der weiterverfolgt werden sollte «

so Heike Schaumburg, Studienautorin und Erziehungswissenschaftlerin der Humboldt-Universität zu Berlin.

Dem stimmen wir zu. Denn Fakt ist eben auch, dass es in Zukunft sehr schwer, wenn nicht gar unmöglich sein wird, einen (guten) Arbeitsplatz zu finden, ohne digitale Kompetenzen. Und wer soll’s richten? Die Schulen? Mh, könnte schwierig werden, angesichts des aktuellen Status quo. Denn sind es doch die Schulen selbst, die noch nicht umfassend digitalkompetent sind.

Man lernt nie aus

Und auch hier kommen wir wieder auf unsere eingangs gelobte Geheimzutat zurück: Personalisierung. Mit welchen Ansätzen und Methoden, Marken diesen Kundenmehrwert erreichen, erfahrt ihr außerdem im brandneuen Trendbuch Handelskraft 2019 »Digitale DNA«.

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